1869 Überführung der Braunschweiger Staatseisenbahn in die Braunschweiger Eisenbahngesellschaft
Ende 1868 waren im Braunschweiger Land knapp 60 km Eisenbahnstrecken in Betrieb. Damit besaß das Herzogtum nach einer mehr als 30-jährigen Entwicklung das dichteste Eisenbahnnetz in Deutschland. Durch den rasanten Ausbau der Eisenbahnen waren aber hohe Schulden aufgelaufen, die der Haushalt des Herzogtums nicht mehr tragen konnte. Deswegen setzte sich der Generaldirektor des Braunschweigischen Eisenbahn- und Postwesens August Philipp von Amsberg (1788 - 1871) für den Verkauf der Staatseisenbahn an Preußen ein. Er vermutete ein preußisches Kaufinteresse, weil das Herzogtum eisenbahnmäßig ganz von der Preußischen Staatsbahn umschlossen war.
Da Preußen aber zögerte, wurde die Staatseisenbahn 1869 an ein von einer Darmstädter Bank vertretenes Konsortium verkauft und in „Braunschweigische Eisenbahngesellschaft (BEG)“ umbenannt. Anteilseigner dieser Gesellschaft waren die Bergisch-Märkische und die Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahnen. Diese Umwandlung sollte Braunschweig neben dem reinen Erlös noch eine auf 64 Jahre befristete hohe jährliche Rendite garantieren.
Die drei Eisenbahngesellschaften arbeiteten danach so erfolgreich, dass der Preußische Staat zwischen 1880 und 1882 die Aktien entgegen seiner früheren Bedenken aufkaufte und die Bahnen fortan als Preußische Staatseisenbahn betrieb. Offiziell übergab die Direktion der Braunschweigischen Eisenbahngesellschaft (BEG) 1885 ihr gesamtes Vermögen an die von Preußen eingesetzte Königliche Direktion der Braunschweigischen Eisenbahn ( ↑BZS 1885 ). Durch den Übergang an Preußen war der Einfluss Braunschweigs auf den Streckenausbau deutlich gesunken, was später Anlass zur Gründung der Braunschweigischen Landeseisenbahn (BLE) war (↑BZS 1890).
Querverweise:
1885 Einrichtung der Königlichen Preußischen Eisenbahndirektion in Braunschweig
1890 Inbetriebnahme der Landeseisenbahn Braunschweig - Derneburg - Seesen
Textquellen:
- Röll, Victor (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Bd. 3: Braunschweigische Eisenbahnen - Eilgut. 2. Auflage Berlin: Urban & Schwarzenberg, 1912
- Jarck, Horst-Rüdiger und Günter Scheel: Braunschweigisches Biographisches Lexikon, Verlag Hahnsche Buchhandlung Hannover 1996, ISBN: 3-7752-5838-8
Vorherige Seite: 1869 Errichtung der ersten Litfaßsäulen in Braunschweig
Nächste Seite: 1871 Grimme, Natalis & Co, Commanditgesellschaft auf Aktien