1884 Leben und Wirken von Wilhelm, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg (1806 - 1884)
Als jüngerer Sohn von Herzog Friedrich Wilhelm (1771 -1815) hatte Wilhelm nicht mit einer Regentschaft des Herzogtums rechnen können. Jedoch hatte sich sein älterer Bruder Karl II. (1804 - 1873) während seiner Regentschaft bei den Braunschweiger Bürgern derart unbeliebt gemacht, dass es 1830 zu einem Volksaufstand kam. Man steckte das Schloss in Brand und Karl musste fliehen. Die im Frankfurter Bundestag vereinten Deutschen Staaten erklärten den Herzog 1831 wegen seines ausschweifenden Lebensstils für regierungsunfähig. Entmachtet und verbittert verstarb er 1873 in Genf. Sein in Diamanten angelegtes Vermögen (Diamanten-Kalle) vererbte er dieser Stadt, die ihm im Gegenzug das Monument „Brunswick“ unweit des Hotels „Beaurivage“ errichten musste.
1831 übernahm nun Herzog Wilhelm für über 50 Jahre die Regierung des Herzogtums. Mit Beginn der Regentschaft bekam das Herzogtum Braunschweig eine neue Verfassung, die Landschafts-Ordnung, die den Bürgern wichtige Grundrechte garantierte. Infolgedessen überstand das Herzogtum die Revolution von 1848 recht ruhig. In Wilhelms Zeit fällt die Einführung der Eisenbahn ( ↑ BZS 1838 ), der Wiederaufbau des Schlosses (Beginn 1833) am Bohlweg, der Neubau des Staatstheater am Steinweg ( ↑ BZS 1861 ) und der Beitritt zum Norddeutschen Bund ( ↑ BZS 1866 ). Durch seine nach der Revolution von 1848 an Preußen angelehnte Außenpolitik konnte er die Selbständigkeit des Herzogtums über das Kriegsjahr 1866 (Annexion des Königreiches Hannover durch Preußen) hinaus bewahren.
Bis zum Ende seiner Regentschaft verweigerte er Preußen die geforderte Militärkonvention ( ↑ BZS 1886 ). Das 1885 gegründete Herzogliche Neue Gymnasium wurde 1906 nach ihm in Herzogliches Wilhelm Gymnasium umbenannt. Da er kinderlos starb, erlosch mit ihm das welfische Haus Braunschweig-Lüneburg-Bevern und die Regentschaft des Herzogtums kam mit Prinz Albrecht von Preußen in nicht-welfische Hände.
*Querverweise zur Braunschweiger Zeitschiene:
- 1838 Fahrt der 1. Deutschen Staatseisenbahn Braunschweig - Wolfenbüttel
- 1861 Errichtung des neuen Hoftheaters
- 1866 Mitgliedschaft im Norddeutschen Bund
- 1886 Militärkonvention des Herzogtums mit Preußen
Textquellen:
Brüdermann, Stefan: Braunschweig-Lüneburg(-Oels), Wilhelm Herzog von, In: BS Biographisches Lexikon, Hannover 1996, ISBN 978-3-77525838-8
Kiekenap, Bernhard: Karl und Wilhelm. Die Söhne des Schwarzen Herzogs.
Appelhans, Braunschweig 2000, Band 1, ISBN 978-3-930292-39-4 und 2 weitere Bände,
Römer, Christof: Ein Fürstenhaus als europäische Dynastie, Braunschweig - Bevern, BS Landesmuseum, 1997, ISBN: 978-3-92793938-7
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