1887 Gründung der Braunschweiger Baugenossenschaft
Hoffnungslos überfüllte Massenquartiere in der Innenstadt, hervorgerufen durch den enormen Anstieg der Industriearbeiterschaft, veranlassten 1887 Privatleute und Unternehmer wie Max Jüdel (1845 - 1910) ( ↑ BZS 1873 und BZS 1911), Franz Trinks (1852 - 1931) ( ↑ BZS 1871 ), Friedrich Wilhelm Schöttler (1823 - 1895) und Theodor Litolff (1839 - 1912), die Braunschweiger Baugenossenschaft (BBG) zu gründen. Gesunder, zweckmäßiger und preiswerter Wohnraum sollte für die Mitglieder entstehen.
Die ersten Mietshäuser wurden im östlichen Ringgebiet errichtet. Sie wurden zunächst an wohlhabende Mitglieder verkauft, die die Wohnungen günstig an ärmere Mitglieder vermieteten. Ab 1902 blieben die Häuser im Eigentum der BBG. Über die Wohnungsvergabe entschied die Länge der Mitgliedschaft. Der Wohnungsbau konzentrierte sich nun auf die Industriegebiete im Norden und Westen der Stadt. Zur Ausstattung gehörten Strom- und Gasanschluss, Ofenheizung, Boden- und Kellerräume, teilweise Balkone und eine eigene Toilette im Treppenhaus.
Bis zum 1. Weltkrieg (↑ BZS 1914*) hatte die BBG 100 Häuser errichtet und zählte damals 2.000 Mitglieder. Sie überstand die Inflation und die Weltwirtschaftskrise der 1920er Jahre finanziell gefestigt. Am Ende des 2. Weltkrieges (↑ BZS 1939*) belief sich der Totalschaden der Genossenschaft auf ca. 20 % des Wohnungsbestandes. Die Schäden ließen sich nur schleppend beheben, es fehlte an Arbeitskräften und Baumaterialien.
Erst die Währungsreform 1948 brachte Fortschritte. Nach Behebung des größten Wohnungsnotstandes wurden auch Projekte wie z.B. der Bau von Altenwohnungen und Altenheimen, der Erweiterungsbau der Mütterschule (heute "Haus der Familie") und ein Ferienheim in Braunlage in Angriff genommen. Auch beim Häuserbau in Neubaugebieten wie Heidberg und Weststadt war die BBG maßgeblich beteiligt. Seit ihrer Gründung hat sie über 8.500 Wohnungen geschaffen und steht inzwischen seit über 130 Jahren zu ihrer Kernaufgabe, zielgruppengerechten Wohnraum zu einem günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis bereitzustellen. Die Braunschweiger Baugenossenschaft ist die älteste der Stadt und derzeit mit rund 22.000 Mitgliedern eine der größten in Deutschland.
*Querverweise zur Braunschweiger Zeitschiene:
- 1871 Gründung der Fa. Grimme Natalis&Co Commanditgesellschaft auf Aktien
- 1873 Gründung der Eisenbahnsignal-Bauanstalt Max Jüdel & Co (M. Jüdel, H. Büssing)
- 1911 Gründung der Max-Jüdel-Stiftung
- 1914 Der 1. Weltkrieg in Braunschweig
- 1939 Der 2. Weltkrieg in Braunschweig
Textquellen:
Hoffmeister, Kurt: 75 Jahre - Geschichte der Braunschweiger Baugenossenschaft, Braunschweig 1962
Hoffmeister, Kurt: 1887 -1987. Ein Jahrhundert Braunschweiger Baugenossenschaft www.baugenossenschaft.de abgerufen 28.04.2020
Bildquelle:
Gutzeit, Arndt: BBG-Wohnblock Virchow-, Ecke Broitzemer Straße, 2020
BBG-Wohnblock Virchow-, Ecke Broitzemer Straße, 2020
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