1895 Gründung der Braunschweigischen Mühlenbauanstalt Amme, Giesecke & Konegen
Die von der Mühlenbauanstalt Amme, Giesecke & Konegen (AGK) gefertigten Müllerei-Geräte hatten um die Jahrhundertwende 1900 einen deutlichen Technologie-Vorsprung gegenüber der Konkurrenz, was zum schnellen Aufstieg der Firma auf dem Weltmarkt führte. Weiter lesen...
Die drei ehemaligen Kommanditisten der Firma Luther ( ↑ BZS 1846 ) Dr. Ernst Amme (1863 - 1930), Carl Giesecke (1854 - 1937) und Dr. Julius Konegen (1857 -1916), gründeten 1895 in der Roßstraße (heute Ernst-Amme-Straße) die Braunschweigische Mühlenbauanstalt Amme, Giesecke & Konegen. Sie besaßen bereits eine Lizenz für den Bau von Plansichtern* nach dem Patent von Karl Haggenmacher (1825 - 1921). Plansichter sind Schüttel-Apparate, die das Mahlgut mittels übereinander liegender Siebe von gestaffelter Körnung in unterschiedlich grobe und feine Anteile trennen können. Chefkonstrukteur Konegen von AGK hatte das Haggenmacher-Prinzip von 1888 weiter verfeinert und 1894 ein Patent für einen zweigeteilten Plansichter erworben, der deutlich weniger vibrierte und deswegen die Fabrikgebäude kaum noch erschütterte. Der AGK-Plansichter hatten bis wenigstens 1912 gegenüber der Konkurrenz einen deutlichen Technologie-Vorsprung.
Der Neubau der Rolandmühle Bremen im Jahre 1897 wurde zu einer entscheidenden Referenz und sicherte den schnellen Aufstieg der jungen Firma auf dem Weltmarkt. Schon 1901 konnten Außenbüros in Paris, Brüssel, Wien, Mailand, Moskau, Konstantinopel, Madrid, London, Buenos Aires gegründet werden. 1902 baute AGK ein Eisengießerei-Gebäude an der heutigen Julius-Konegen-Straße. Das reich verzierte Backsteingebäude hat beide Weltkriege überdauert und ist nach aufwändiger Renovierung auch heute noch ein sehenswerter Industriebau. Im Jahre 1906 erfolgte die Umwandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft. Nach dem Ausscheiden von Giesecke 1912 und dem frühen Tod von Konegen 1916 verblieb Amme als alleiniges Vorstandsmitglied der Firma. Im Jahre 1925 wurde AGK auf Betreiben des Aktienbesitzers Greffenius aus Frankfurt zusammen mit vier weiteren Firmen, u.a. den Luther-Werken, zur MIAG Mühlenbau und Industrie Aktiengesellschaft verschmolzen (↑ BZS 1925*). Die MIAG wiederum wurde 1972 von der Schweizer Firma Bühler aufgekauft, die noch heute am alten Standort von AGK tätig ist.
*Das Wort „Plansichter“ leitet sich ab von „sichten“ oder „seien“, was hier gleichbedeutend ist mit dem Wort „sieben“ oder „durchsieben“.
Querverweise zur Braunschweiger Zeitschiene:
1846 Gründung der Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt G. Luther
1925 Gründung der Mühlenbau- und Industrie Aktiengesellschaft (MIAG)
Textquellen:
Amme, Giesecke, Konnegen AG, Braunschweig: Jubiläumsschrift 1921
Klabunde, Hasso und Stefan Kastenmüller: Mühlenwesen, Eigenverlag
MIAG (Hrsg.): Handbuch des Müllers - The Miller's Handbook, Verlag Amme - Luther - Seck, Braun-schweig, 1936
Tischert, Hans: 110 Jahre Luther-Werke, Luther und Jordan, H. Tischert Verlag Berlin, 1956
Bildquelle:
Sammlung der Bühler AG: Kolorierte Postkarte der Amme, Giesecke, Konnegen AG, ca. 1921
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